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[singlepic=47,320,240,,]Sie arbeiten rund um die Uhr, bekommen keinen Lohn und halten trotzdem still: Schaufensterpuppen. Die französische Compagnie Royal de Luxe hat ein Herz für die ausgebeuteten und beweist mit ihren Installationen in den Schaufenstern des Berliner Kaufhaus des Westens, dass auch Puppen Emotionen haben. In den elf Schaufenstern geht es hoch her. Hinter jeder Scheibe spielt sich ein anderes Schicksal ab. Da hat sich das kleine Mädchen mit seinem Rüschenkleid fein gemacht, um den Großvater auszubuddeln und mit ihm Geburtstag zu feiern. Ein Mann trinkt einen Schluck zu viel Alkohol und versinkt dafür in einer Pfütze. Das Liebespaar muss sämtliche Hindernisse überwinden, um den Weg zueinander zu finden. Aus dem Mund einer Sängerin kullern exzessiv die Liedpassagen, bis sie geknebelt am Boden liegt und keinen Ton mehr von sich geben kann. Dem Spektakel im Schaufenster gibt die französische Theatergruppe den Titel „La Révolte des Mannequins“, auf Deutsch „Der Aufstand der Schaufensterpuppen“.

Sie sind lebendig

[singlepic=48,320,240,,]Das Schaufensterpuppen eigentlich lebendig sind, habe ich schon längst gewusst. Besonders, wenn es in den Kaufhäusern Abend wird und sich die Läden langsam leeren, ist es mir schon oft passiert: Müde von einem Shopping-Tag und ganz versunken ins Befühlen, Erriechen und Besehen der Kleidung an den vielen Bügeln und Ständern, habe ich plötzlich das Gefühl, ich werde beobachtet. Aus dem Augenwinkel erkenne ich eine Gestalt und drehe mich mit einem Ruck zu ihr um. In diesem Moment stehe ich Auge in Auge mit dem ewig gleich lächelnden Gesicht einer Schaufensterpuppe. Ungerührt blicken Kunstharzaugen auf mich herab. Doch sobald ich mich umdrehe und davon gehe, scheinen sie mir hinterher zu blicken.

Von Schaufensterpuppen in den Wahnsinn getrieben

Kein Wunder, dass laut der Compagnie Royal de Luxe schon Menschen von Schaufensterpuppen in den Wahnsinn getrieben wurden. Um 1900 soll so sagt die Truppe ein unbekannter Holländer mit der Herstellung von Schaufensterpuppen begonnen haben, deren Äußeres dem Menschen sehr ähnelte. Er feierte mit seinen Puppen große Erfolge auf der Pariser Weltausstellung. Einige Monate später jedoch, wurde dieser Holländer wahnsinnig und beging Selbstmord. Er hatte zuvor behauptet, dass gelegentlich Tränen über die Gesichter seiner Kreaturen kullerten. Niemand hatte ihm Glauben geschenkt. Für manche sind Schaufensterpuppen Gefangene im eigenen Kunstharzpanzer. Manchmal gelingt es ihnen, daraus auszubrechen und zu zeigen, wie viel in ihnen steckt. Sie werden wie in den Schaufenstern am Berliner Kurfürstendamm zu Aufständischen. La Révolte des Mannequins.

weitere Infos zu „La Revolte des Mannequins“

http://larevoltedesmannequins.blogspot.com/