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„Der Stoff aus dem die Träume sind“ [singlepic=135,350,290,,]

Für einige ist es eine Sünde, die in die tiefsten Tiefen des Kleiderschranks gehört, für andere der Stoff gewordene Südseetraum: das Hawaiihemd. Jetzt widmet das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig dem buntesten aller Kleidungsstücke eine Ausstellung. Zu Unrecht kommt das modische Bekenntnis zu Strandschönheiten, Palmwedel und exotischen Früchten nur an Karneval oder im Urlaub zum Vorschein. Selten schaffte es Mode, so augenscheinlich viel über ihren Träger zu verraten.

Geschichte des Stoff gewordenen Südseetraums

Ursprünglich zeigte man auf Hawaii blanke Haut. Was aber im 18. Jahrhundert bei den christlichen Missionaren auf wenig Begeisterung stieß. Asiatische Einwanderer brachten gemusterte Stoffe aus ihrer Heimat mit und fertigen daraus Hemden, die leger über der Hose getragen wurden. Laut Wikipedia lässt sich als Ursprung des Hawaiihemds eine Tanzschule in Honolulu ausmachen. Die dortige Tanzleherin war vom Hemd ihres Schüler James P. Kneubuh aus Samoa derart begeistert, dass sie Stoff aus seiner Heimat orderte und ihre ganze Tanzschule einkleidete. Ab den 30er Jahren trat das bunte Stück Lebensfreude seinen Siegeszug auf der Inselgruppe an. Auf Hawaii erkannte man das Werbepotenzial und verkaufte an Touristen und an auf Hawaii stationierte US-Soldaten vom Festland. Der Erfolg des Hemds war so groß, dass auf Hawaii gestattet wurde, es sogar im Büro zu tragen. Dafür musste offiziell der strenge Deresscode erweitert werden. Das Aloha-Shirt, wie es auf Hawaii heißt, kam so zu seinem Aloha-Tag, aus dem sich der Casual-Friday später entwickelte. Dass heute auch in euröpäischen und amerikanischen Unternehmensberatungen und Anlagefirmen freitags das Hemd gegen ein T-Shirt in gedeckten Farben ausgetauscht werden darf, ist also ein Verdienst der Hawaiianer.

Hawaiihemden und ihre Träger

Kaum ein Kleidungsstück sagt uns Augenscheinlich so viel über den Träger. Als Spießer und Kleinbürger verschrien, braucht der Fan Mut, um sich zu seinem Aloha-Hemd zu bekennen. Jürgen von der Lippe und Magnum haben es mit Würde vorgemacht. Es gibt bis heute tapfere Männer, die daran festhalten: Baumwolle, mit gerader Taille und Saum, aus zehn einzelnen Streifen genäht, Knöpfe aus Kokusnussschale, wichtig: aufgesetzten Taschen, die sich ins Muster einfügen, dieses nicht unterbrechen und reichlich aufgedruckte Palmwedel, Südseefrüchte, Schönheiten mit Blumenketten und exotische Tiere. Vielleicht bringt ein junger Designer oder eine junge Designerin irgendwann das modische Kleinod in neuer Form auf den Markt. Totgesagte leben länger. Bis dahin darf es uns in Träume vesetzen.

[singlepic=134,270,190,,left]“ Der Stoff aus dem die Träume sind“ Ausstellung bis 1. Februar 2009 im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig, Eintritt frei.